Warum Mediation bei zerstrittenen Erbengemeinschaften helfen kann

Ein typischer Fall aus unserer Praxis: Der Vater ist gestorben und die Tochter ist zusammen mit ihrer Schwester Erbin geworden. Beide haben das Einfamilienhaus geerbt, in dem sie groß geworden sind. Eigentlich wäre es ganz einfach, diese sogenannte Erbengemeinschaft auseinanderzusetzen: Entweder, das Haus wird an einen Dritten veräußert und beide teilen sich nach Abzug aller Kosten den Erlös. Oder: man einigt sich über den Wert der Immobilie, eine der beiden Schwestern übernimmt das Haus und zahlt die andere aus. Soweit so schön.

Als Erbrechtspraktikerin weiß man, dass im wahren Leben sehr erbittert um ein geerbtes Haus gestritten werden kann. Die Geschwister können sich z.B. nicht über den Wert des Hauses einigen oder beide Kinder möchten auf einmal das Haus selber bewohnen, obwohl in den Jahren zuvor zu keiner Zeit davon die Rede war. Oder: Die eine Tochter kümmert sich um alles, entrümpelt das Haus, pflegt den Garten und bezahlt alle Rechnungen, während die andere Tochter der Meinung ist, dass doch erst einmal alles so bleiben könne wie es war.

Die Ursachen solcher Streitigkeiten, die häufig dazu führen, dass die Geschwister zukünftig kein Wort mehr miteinander reden werden, liegen oft in der Vergangenheit. Jetzt, wo die Eltern nicht mehr leben, kann man seinen Geschwistern endlich das sagen, was man immer schon einmal sagen wollte. Da wird nach dem Tode der Eltern „abgerechnet“ nach dem Motto, „du bist immer schon bevorzugt worden und jetzt zeige ich dir mal, dass du nicht immer alles bekommen kannst“.  Häufig mischen auch die Partner der Kinder mit und heizen den Konflikt an.

Mediation kann in solchen verfahrenen Situationen dazu führen, dass die Konflikte zwischen den Geschwistern gelöst werden. Das gesamte Mediationsverfahren ist vom Ergebnis her völlig offen. Wird eine Lösung gefunden, wird sie in einer abschließenden Vereinbarung festgehalten. Die Lösung ist gesichtswahrend und dauerhaft, weil sie auf Konsens beruht. Die Parteien lassen sich kein fremdes Urteil aufzwingen, sondern bringen sich in die Lösung ein und behalten die eigenverantwortliche Kontrolle über das Ergebnis. Das spart Zeit, Geld, Nerven und Energien.